Gewässerentwicklungs- und Unterhaltskonzept
Obere Gürbe
Der Gürbeoberlauf wurde seit Mitte des 19. Jahrhunderts mit einer Vielzahl von Wildbachsperren verbaut, um den Hochwasserschutz auf dem Schwemmkegel sicherzustellen. Die Verbauungsgeschichte an der Gürbe ist geprägt von Hochwasserereignissen und Rutschungen. Nach jedem Ereignis wurden die zerstörten Bauwerke repariert und zusätzliche Schutzbauten hinzugefügt. Sowohl der Bau als auch der Unterhalt der Sperrentreppe war so über Generationen mit viel Aufwand verbunden. Nach dem jüngsten Ereignis, der Meierislirutschung von 2018, wurde auf eine Reparatur der zerstörten Sperren verzichtet.
Kosten-Nutzen-Analyse
In den letzten Jahrzehnten hat im Hochwasserschutz ein Umdenken stattgefunden von einer reinen Gefahrenabwehr mit Verbauungen, hin zu einem Risikomanagement, das alle heute zur Verfügung stehenden Möglichkeiten sich zu schützen gegeneinander abwiegt. Dies bewirkt, dass bestehende Verbauungen vermehrt hinterfragt und nur dann weiter unterhalten werden, wenn sie einen wirksamen Schutz bieten. Betrachtet wird auch die Wirtschaftlichkeit: es sollen nur diejenigen Schutzbauten erhalten bleiben, welche weniger kosten als die Schäden, die sie verhindern. So auch an der Gürbe: Während der letzten Jahre hat sich der Wasserbauverband Obere Gürbe intensiv mit diesen Fragen auseinandergesetzt und in etlichen Untersuchungen den Zustand, die Notwendigkeit und die Wirtschaftlichkeit der Sperrentreppe beurteilen lassen. Sämtliche Studien zeigen, dass der Zerfall der Sperren oberhalb des Hohli zu keiner Verschärfung der Gefahrensituation in Wattenwil und Blumenstein führt, sofern die restlichen Verbauungen stellenweise angepasst und in gutem Zustand erhalten werden. Ein Unterhalt der weiter oben gelegenen Sperren ist deshalb nicht wirtschaftlich. Im intensiven Austausch sind das Tiefbauamt des Kantons Bern TBA, das Bundesamt für Umwelt BAFU und der Wasserbauverband Obere Gürbe zur Erkenntnis gelangt, dass ein neuer Umgang mit der Sperrentreppe gefunden werden muss und der Fokus der Unterhalts- und Instandstellungsarbeiten inskünftig auf den Schwemmkegel unterhalb Hohli zu legen ist.
Gewässerentwicklungs- und Unterhaltskonzept
In einem Gewässerentwicklungs- und Unterhaltskonzept wurde dieser neue Umgang mit den bestehenden Bauwerken oberhalb Hohli und die notwendigen Massnahmen unterhalb vom Hohli definiert. Dabei wurden die Interessen der Forst- und Landwirtschaft, der Wegeigentümer, Ökologie sowie jene des Tourismus berücksichtigt. Das Konzept wurde unter der Leitung des Wasserbauverband Obere Gürbe und einem Fachauschuss in Zusammenarbeit mit den Fachstellen von Bund und Kanton erarbeitet. Unterstützt wurde das Gremium von einer Begleitgruppe mit Vertretern aus den Verbandsgemeinden sowie der lokalen Bevölkerung.